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Ein Museum für Robur, Lautex und Ziphona
Von Jana Ulbrich
Der Garant K30 wird ein hartes Stück Arbeit. Um die 100000 Stunden werden die Männer brauchen, schätzt Susanne Wolf. Ein bis zwei Jahre Arbeit sind das für ein paar ehemalige Zittauer Robur-Werker, die heute bei der vom einstigen Großbetrieb übrig gebliebenen ABS-Gesellschaft historische Fahrzeuge restaurieren.
Der Garant K30 ist Baujahr 1957. Mit dem Fleischerei-Spezialaufbau wurden mal Schweinehälften transportiert. Das ist noch einer der Robur-Laster, bei denen die Aufbauten größtenteils aus Holz bestehen. Die Mitarbeiter der ABS haben ihn vorm Verschrotten gerettet.
„Mit jedem Fahrzeug, das wir restaurieren, bewahren wir ein kleines Stück der langen Zittauer Fahrzeugbau-Geschichte“, sagt Susanne Wolf, die Geschäftsführerin der ABS. Viele davon stehen heute im Dresdener Verkehrsmuseum.
Rückenwind von der Ministerin
„Aber eigentlich gehört das doch hierher in die Region“, sagt die 49-jährige promovierte Ökonomin. Es sei schon lange ihr Traum, sagt sie, in Zittau ein „Oberlausitzer Industriemuseum“ einzurichten. Schon 1994, als bei Robur „ausgeräumt“ wurde, hatte sie die Idee. Aber in den 90ern fand sie dafür bei niemandem Gehör.
Seit einem Jahr aber hat Susanne Wolf Verbündete, nicht nur ehemalige Robur-Werker, sondern auch Vertreter so traditionsreicher Textilbetriebe wie der Lautex oder DDR-Vorzeige-Konsumgüterproduzenten wie dem Zittauer Plattenspielerhersteller Ziphona. Sie alle wollen einem regionalen Industriemuseum auf die Beine helfen. Sogar ehemalige Fahrzeugbauer der Liaz-Werke aus Liberec (Reichenberg) haben Interesse bekundet, zahlreiche Leihgeber haben sich bereits gemeldet.
Die Gründung einer gemeinnützigen Gesellschaft, die das künftige Museum tragen und eines Tages betreiben könnte, wird gerade vorbereitet. Die Verhandlungen um einen Standort stehen bereits kurz vor dem Abschluss. Wenn der klar ist, werde es um die Finanzierung gehen, sagt Susanne Wolf.
Dass ihr auch das gelingen wird, davon ist die agile Geschäftsführerin überzeugt. „Wir werden auch Fördermittelgeber finden“, sagt sie. Unverhofften Rückenwind bekam sie Mitte Januar von Kunstministerin Sabine von Schorlemer. Die Ministerin hatte in einem SZ-Interview davon gesprochen, die Industriekultur stärken zu wollen. „Es betrifft ja auch die Menschen, die in solchen Industrien gearbeitet haben. Die Gebäude, die Technik ist Teil ihrer Erinnerungskultur. Und das halte ich für einen wichtigen Bezug zur Gegenwart“, sagte sie.
Genauso sieht es auch Susanne Wolf. „Die Industrie gehört zu unserer Geschichte“, sagt sie. „Und die darf mit den nächsten Generationen nicht in Vergessenheit geraten.“ Sie will die Erinnerungen retten. Genauso wie den Garant K30, der seinen Platz im künftigen Museum bekommen soll.
Kontakt: Tel. 03583/777810;
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Dienstag, 26. Januar 2010
(Sächsische Zeitung)
(Sächsische Zeitung)