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Robur baut jetzt Hartz IV-Hocker

Am Freitag lockt die ABS Robur mit Gruselgang, Oldtimern und Ausstellungen. Bastler können beim Tag der offenen Tür sogar ein Sitzmöbel bauen.

Am Freitag ist Tag der offenen Tür bei ABS Robur, und Waltraud Dietrich ist eine von denen, die sich viele Gedanken um diesen Tag gemacht haben. Nun ist ein buntesn Programm auf die Beine gestellt, und der Workshop „Wir bauen den Berliner Hocker“ ist zweifellos ein Höhepunkt. Ab 11 Uhr kann Jedermann den in den Medien bekannt gewordenen „Hartz IV-Hocker“ selbst bauen. Das Motto „10 Euro, 10 Schrauben, 10 Minuten“ wird in Zittau etwas abgewandelt. Die zehn Euro seien nicht notwendig, weil die ABS Robur das benötigte Altholz bereitstellt, erklärt Projektmanager Mirko Quauck. Die Teilnahme sei deshalb schon gegen Entrichtung eines geringen Beitrages möglich. Das aus vier Holzplatten bestehende Möbel ist Hocker, Stuhl, Regal, Ablage, Rednerpult, Kindersessel und Beistelltisch in einem. Aus mehreren Hockern lassen sich auch Sitzbänke, Sideboards oder gar ganze Raumteiler stellen.

 

Das minimalistische Möbel, als kleinste Einheit einer Wohnung, wurde vom deutschen Architekten laotischer Herkunft Van Bo Le-Mentzel in Berlin entwickelt. In der Holzwerkstatt der ABS im Hinterhaus stehen neben den notwendigen Materialien und Werkzeugen auch Fachleute bereit, die beim Schrauben helfen.

Außerdem können die Besucher am Freitag das aufgearbeitete Robur-Mehrzweckfahrzeug vom Typ LO 3002 bestaunen. Der Bus ist der letzte Versuch der Robur-Werker gewesen, gemeinsam mit dem westdeutschen Hersteller Deutz und dem polnischen Unternehmen Sanok die Tradition des Fahrzeugbaus zu retten. Ein vergebliches Unterfangen, der Prototyp eines Kleinbusses ist das letzte in Zittau gebaute Fahrzeug geblieben. 22 Jahre nach seinem Bau hat der Unternehmer Hartmut Scholz den Kleinbus für eine 10000 Kilometer lange Fahrt von der Oberlausitz in die mongolische Hauptstadt Ulan-Bator geordert. Außer einer gebrochenen Feder soll das Fahrzeug keine Mängel gezeigt haben. Ein für den Notfall mitgeführter Jeep japanischer Herkunft hingegen habe in der mongolischen Wüste sein Leben ausgehaucht, berichten die Expeditionsteilnehmer. Ein späte Sieg der Robustheit.

Mehr Geschichten und auch viel Geschichtsträchtiges sind auf dem ehemaligen Brauereigelände zu erleben. So sollen weitere Robur-Fahrzeuge, früher auch als „Ello“ bekannt, gezeigt werden. In der Villa „Alte Brauerei“ haben die ABS-Leute außerdem eine Ausstellung mit Exponaten zur Geschichte der Robur- und Phänomenwerke zusammengetragen.

Waltraud Dietrich hofft, dass am Freitag viele Besucher den Weg in die Bahnhofstraße 25 finden. Die 57-Jährige gehört zu den 91 Arbeitslosen, die mit Hilfe verschiedener Projekte für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht werden sollen. Die Projekte sind so vielfältig wie die Teilnehmer, die aus allen Berufen und Branchen kommen. In 22 Fällen sei das jüngst gelungen, berichtet Sigrid Bindel von der ABS-Robur.

Die Beschäftigungsgesellschaft – neudeutsch auch Jobstation genannt – stellt am Freitag einige Projekte vor, mit deren Hilfe die Teilnehmer wieder den Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit finden sollen. Frau Dietrich ist noch bis zum Jahresende dabei. Die gelernte Verkäuferin nutzt die Zeit bei der ABS nicht nur zur Stellensuche im Internet. Den Umgang mit einem Computer und den neuen Medien hat sie hier erlernt. „Zuhause bin ich allein, habe kein Internet, keine Zeitung und kaum soziale Kontakte“, erzählt die arbeitslose Frau. Bei der ABS hingegen bekomme sie Hilfestellung in jeder Art und Weise und nutze die Weiterbildungsangebote deshalb gern.

Aus den Iden von Frau Dietrich und ihren Kollegen für diesen Freitag ist ein bunt gefächertes Programm herausgekommen, das sich nicht nur an Arbeitssuchende, sondern an alle Menschen richtet. Die Angebote reichen von Energiespartipps, Ernährungsberatung, grusliger Kellerführung, einem Alterssimulator bis zur Rundfahrt.

Die Angebote der ABS Robur haben mit den Nutzkraftwagen, die hier bis 1991 gebaut worden sind, absolut nichts mehr zu tun. Dennoch kümmern sich die Teilnehmer verschiedener Projekte auch um das Erbe der Fahrzeugbauer.

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Eine Ausstellung gibt Einblick in die Robur-Produktion von einst.Foto: SZ-Archiv

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Waltraud Dietrich und ihre Kollegen haben sich für den Tag der offenen Tür bei der ABS-Robur allerhand einfallen lassen. Foto: Thomas Knorr

® Sächsische Zeitung
01.10.2013 Von Mario Heinke

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