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Industriedenkmäler werden vernetzt

Damit haben kleine Museen im Dreiländereck bessere Chancen auf Fördergelder. Weitere Partner sind gesucht.

Die Ludwigsdorfer Kunstmühle ist jetzt eine richtige Mühle. Denn sie hat ihr Wasserrad wieder. „Seit Jahren schon wollten wir das frühere Wasserrad aus Holz ersetzen, nun ist es uns gelungen“, erzählt Inhaberin Ingrid Dörfer. Es war schon der Wunsch ihres viel zu früh verstorbenen Mannes, dass sich an der Mühle wieder ein Rad dreht. Nun hat den Wunsch Sohn Robert erfüllt. „Zum Mühlentag am Pfingstmontag haben wir bei Führungen auch das neue Wasserrad gezeigt“, sagt Ingrid Dörfer. Es ist aus Metall, die Achse ist aber noch die alte.

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Bildunterschrift:

Zu den Industriedenkmälern im Landkreis (Fotos von links oben nach rechts unten) zählt die Kunstmühle in Ludwigsdorf, die vor Kurzem ein neues Wasserrad bekommen hat. Ebenso das Granitsteinabbaumuseum in den Königshainer Bergen, das Haus Schminke in Löbau und das Konrad-Wachsmann-Haus in Niesky. Letzteres ist eins von fast 100 Holzhäusern in Niesky und wurde nach umfangreicher Sanierung kürzlich als Museum und Veranstaltungsort eröffnet. Fotos: SZ/Gerhardt, Museumsverbund, Ullmann, dpa

 

Somit hat die Ludwigsdorfer Mühle etwas Neues zum Vorzeigen. Schließlich ist sie eines der zahlreichen Industriedenkmale im Landkreis, die zum Teil noch in Betrieb sind. Mit deren Betreibern oder Inhabern will der Dienstleister ABS Robur Zittau ein „Netzwerk der Industriekultur der Oberlausitz“ aufbauen. „Dafür wollen wir Museen, in Betrieb befindliche Industriekulturdenkmale sowie Einrichtungen und Unternehmen gewinnen“, sagt Peter Marakanow von der ABS. Elf Einrichtungen gehören dem Arbeitskreis zum Netzwerk bereits an. Mit dabei ist auch die Kunstmühle. Für Ingrid Dörfer macht es Sinn, dabei zu sein: „Ich erhoffe mir, dass so ein Netzwerk uns mehr Gäste bringt und Möglichkeiten der finanziellen Förderung.“

Diesen Ansatz verfolgt auch Peter Marakanow als Projektentwickler. Dabei sieht er das Netzwerk nicht nur als eine rein deutsche Angelegenheit. „Unser Bestreben ist es, im Dreiländereck aktiv zu sein, denn die Polen und Tschechen haben genauso bedeutungsvolle Industriebauten wie wir.“ Schließlich waren bis zum 2. Weltkrieg die Oberlausitz und Schlesien vor allem ein Begriff für Glas, Fahrzeug- und Maschinenbau, Kohle und Textilien. Vieles ist dabei schon in Vergessenheit geraten, und einstige Fabriken sind abgerissen. Auch der Königshainer Granitsteinabbau ist Geschichte, aber nicht vergessen. Seine Historie wird durch den Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund wachgehalten. Geschäftsführer Steffen Menzel will den einstigen Granitabbau intensiver erlebbar machen. Dazu soll der Lehrpfad neu und mehrsprachig gestaltet werden. Das ist aber nicht der einzige Beweggrund, warum sich der Museumsverbund für das Netzwerk engagiert. „Gerade die kleinen Museen haben es schwer und können allein nicht viel ausrichten. So gesehen bringt ein Zusammenschluss in einer Gemeinschaft nicht nur der Region etwas, sondern auch jedem Einzelnen, bis hin zu Fördermitteln für eigene Vorhaben“, so Steffen Menzel.

An Fördergeldern ist Peter Marakanow dran. „Wir haben die Anträge auf EU-Förderung gestellt, um das Projekt zum Laufen zu bringen.“ Wie erfolgreich das Netzwerk wird, hängt von seinen Mitgliedern ab. Aus dem Landkreis sind außer den zwei genannten Einrichtungen noch die Städtischen Museen Zittau, das Damast- und Frottiermuseum Großschönau, das Haus Schminke in Löbau und das Konrad-Wachsmann-Haus in Niesky dabei. Dazu kommen verschiedene Initiativen und Unternehmen. Vorarbeit für einen gemeinsamen Auftritt haben die polnischen Schüler der Regenbogenschule in Zgorzelec bereits geleistet. Sie erkundeten und dokumentierten einen Industriekulturlehrpfad, der von Zgorzelec bis an den Berzdorfer See führt.

www.zeitsprung-zittau.de

www.abs-robur.de/abs-ansprechpartner

25.06.2014 Von Steffen Gerhardt Sächsische Zeitung