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Berufsschüler wandern „ohne Grenzen“

36 polnische Azubis lernen gerade die Zittauer Region kennen. Sie könnten die zukünftigen Fachkräfte für Sachsen sein.

Der typische Deutsche hat weiße Socken an, trägt einen dicken Bauch vor sich her und isst am liebsten Kartoffeln. – Dieses Klischee konnten die 36 polnischen Berufsschüler aus Jelenia Góra (Hirschberg) bereits durch eigene Beobachtungen widerlegen.

Die 17 bis 20-Jährigen Azubis aus den Fachrichtungen Bau, Mechanik und Hauswirtschaft erkunden gerade vom Trixi-Park aus das Zittauer Gebirge. Danach werden sie zwei Wochen lang Praktika in Betrieben im Dresdner Raum absolvieren. Das ist für sie etwas Besonderes, denn der praktische Teil der Lehre ist im Nachbarland noch nicht so üblich. Im März 2013 liegt dann die nächste sechswöchige Praxisphase dort an. Das Ziel ist, dafür Zertifikate zu erhalten, die ihnen in ihrer beruflichen Zukunftsgestaltung helfen kann. „Berufsausbildung ohne Grenzen“ heißt das dahinter stehende Projekt, das die ABS Robur Zittau mit der Agentur für regionale Entwicklung in Jelenia Góra und dem Sächsischen Umschulungs- und Fortbildungswerk in Dresden mit EU-Mitteln durchführt. Die jungen Polen könnten einmal die zukünftigen, bisher fehlenden Fachkräfte für Sachsen sein, erklärt Barbara Höger, die, von der ABS Robur beauftragt, als Übersetzerin die Gruppe im Zittauer Gebirge betreut. Vorige Woche hatte sie den Berufsschülern noch in Jelenia Góra Grundkenntnisse zur deutschen Sprache vermittelt. „Wir haben auch über das deutsche Bildungssystem gesprochen und über die Mentalität“, erzählt die 31-jährige Zittauerin.

Die Berufsschüler, die aus drei unterschiedlichen Ausbildungsstätten in dem polnischen Riesengebirgsort sind, seien von der Ordnung hier fasziniert. „Die jungen Leute haben auch gelernt, dass in Deutschland Müll sortiert wird“, gibt Barbara Höger ein Beispiel dafür. Das Wandern auf den Oybin, zum Nonnenfelsen oder auf den Breiteberg der letzten Tage mache den Riesengebirglern Spaß.

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Berufsschüler der Fachrichtungen Bau, Mechanik und Hauswirtschaft aus Jelenia Góra (Hirschberg) , hier Michal, Oktawian und Barbara Höger, fuhren am Dienstag Schmalspurbahn. Mittwoch wanderten sie auf den Nonnenfelsen. Foto: privat

Donnerstag, 11. Oktober 2012
(Sächsische Zeitung)
Von Katja Zimmermann